Kategorie: Verkostung Lune

Was ist Grappa eigentlich – und wie wird sie gemacht?

Grappa ist eine traditionelle italienische Spirituose, die aus den festen Rückständen der Weinherstellung – dem sogenannten Trester – gewonnen wird. Das sind Schalen, Kerne und Stiele der Trauben, die nach dem Pressen übrig bleiben. Aus diesen Resten wird in einem aufwändigen Prozess etwas richtig Feines gemacht.

Der Weg zur Grappa startet mit der Fermentation des Tresters. Dabei wird der restliche Zucker in Alkohol umgewandelt – die Basis für den nächsten Schritt: die Destillation. Hierbei wird der vergorene Trester erhitzt. Die Alkoholdämpfe steigen auf, werden wieder verflüssigt und dadurch von Wasser und anderen Bestandteilen getrennt. Klassischerweise passiert das in Kupferbrennblasen (Pot Stills), aber moderne Verfahren setzen teils auch kontinuierliche Destillation ein.

Was am Ende rauskommt, hängt stark von der Qualität des Tresters, der Destillationsmethode und der Sorgfalt des Brennmeisters ab. Grappa kann klar und frisch direkt abgefüllt werden oder in Holzfässern reifen. Das verleiht ihr komplexe Aromen von Vanille, Karamell oder Gewürzen.

Grappa ist echtes italienisches Kulturgut – und jede Region bringt ihre ganz eigenen Geschmacksprofile hervor: von fruchtig und floral bis kraftvoll und würzig. Ob pur oder als raffinierter Bestandteil im Cocktail – Grappa ist vielseitiger, als viele denken.

Worin unterscheidet sich Grappa von anderen Bränden?

Der größte Unterschied: Grappa wird aus Trester gemacht – also den festen Rückständen der Weinproduktion. Andere Spirituosen wie Whisky, Cognac oder Rum basieren auf Flüssigem: Getreidemaische, Wein oder Zuckersirup.

Grappa ist außerdem ein rein italienisches Produkt mit geschützter Herkunft. Sie darf nur in Italien aus italienischem Trester hergestellt werden – tief verwurzelt in regionalen Traditionen.

Auch die Herstellung ist speziell: Viele Grappas entstehen in diskontinuierlichen Brennblasen, also in kleinen Chargen mit viel Handarbeit. Während bei Whisky oder Cognac die Fassreifung Pflicht ist, gibt es bei Grappa beide Varianten: frisch und klar oder gereift und aromatisch.

Das Geschmacksspektrum ist ebenfalls einzigartig – von fruchtig und floral bis intensiv würzig – je nachdem, aus welcher Traube der Trester stammt.

Welche Trauben landen typischerweise in Grappa?

Im Grunde jede Traubensorte, die auch für Wein genutzt wird. Welche genau, hängt von der Region ab. Hier ein paar Klassiker:

  • Nebbiolo – Piemont: komplex und elegant (bekannt von Barolo & Barbaresco)
  • Sangiovese – Toskana: fruchtig, mit leichter Würze (bekannt vom Chianti)
  • Prosecco (Glera) – Venetien: leicht, frisch, floral
  • Moscato – überall beliebt: intensiv fruchtig und blumig (Rosen, Litschi)
  • Corvina – Venetien: kräftig, oft leicht bitter (bekannt vom Amarone)
  • Merlot & Cabernet – kräftig, robust, international bekannt

Viele Destillerien mischen auch verschiedene Sorten für besonders komplexe Grappas.

Was heißt eigentlich "Single Varietal Grappa"?

Ganz einfach: Diese Grappa wird nur aus einer einzigen Traubensorte gemacht. Das bringt die typischen Aromen der Traube besonders klar und unverfälscht ins Glas. Perfekt, um den Charakter einer Rebsorte wirklich zu schmecken.

Was bringt die Reifung im Fass?

Grappa muss nicht ins Fass – aber sie kann. Wenn sie reift, passiert einiges: Das Holz gibt Aromen von Vanille, Karamell oder Gewürzen ab. Gleichzeitig wird der Brand weicher, runder und komplexer. Gereifte Grappa schimmert gold bis bernsteinfarben und bekommt viel mehr Tiefe.

Gibt es bei Grappa auch Altersangaben?

Nicht wie bei Whisky. Stattdessen nutzt man Begriffe wie:

  • Invecchiata – mindestens 12 Monate im Fass
  • Riserva oder Stravecchia – mindestens 18 Monate

Manche Hersteller geben das Alter genau an, aber das ist nicht die Regel.

Wo kommt die beste Grappa her?

Ganz Italien macht Grappa – aber einige Regionen stechen hervor:

  • Piemont – vor allem aus Nebbiolo: komplex, elegant
  • Venetien – riesige Vielfalt, von Prosecco bis Amarone
  • Toskana – fruchtig, weich, oft aus Sangiovese

Der Geschmack hängt stark vom Terroir ab – also vom Klima, Boden und der regionalen Herstellungstradition.

Wie trinkt man Grappa richtig?

Die richtige Temperatur macht’s:

  • Junge, klare Grappa: leicht gekühlt bei 9–12°C
  • Gereifte Grappa: etwas wärmer bei 16–18°C, damit sich die Aromen entfalten

Welches Glas für Grappa?

Am besten ein Tulpen- oder Nosing-Glas. Es verjüngt sich nach oben, bündelt die Aromen und bringt sie direkt zur Nase. So schmeckt und riecht man alle feinen Nuancen perfekt.

Kann man Grappa auch zum Kochen verwenden?

Auf jeden Fall! Grappa passt hervorragend zu Desserts wie Panna Cotta oder Tiramisu, eignet sich zum Flambieren von Früchten oder als Kick in Saucen zu Fleischgerichten. Auch eingelegte Früchte mit Grappa sind ein Klassiker.

Was ist der Unterschied zwischen jung und gereift?

  • Junge Grappa – klar, frisch, direkt nach der Destillation abgefüllt. Betont Frucht und Frische.
  • Gereifte Grappa – im Holzfass gelagert. Weicher, voller, mit Noten von Vanille, Karamell und Gewürzen. Auch farblich deutlich dunkler.

Wie beeinflusst die Destillation den Geschmack?

Riesig. Traditionelle Kupferbrennblasen ermöglichen es, den Brennvorgang präzise zu steuern und das Beste aus dem Trester herauszuholen – sauber, aromatisch, fein. Industrielle, kontinuierliche Destillation geht schneller, bietet aber weniger Spielraum für individuelle Aromen.

Gibt es eine traditionelle Trinkweise?

Ja – Grappa ist klassisch ein Digestif, also ein Abschluss nach dem Essen. In Italien trinkt man sie pur oder als „Caffè Corretto“ – ein Espresso mit einem Schuss Grappa. Einfach, stark und herrlich italienisch.

Welche Bedeutung hat Grappa in Italien?

Grappa ist viel mehr als nur ein Schnaps. Sie steht für italienische Handwerkskunst, Tradition und Gastfreundschaft. Ursprünglich eine Bauernspirituose, ist sie heute ein echtes Kultprodukt – regional, authentisch und mit einer langen Geschichte.